Prime Cut by Alan Carter

Autor:Alan Carter [Carter, Alan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Edition Nautilus
veröffentlicht: 2015-03-02T16:00:00+00:00

20

Montag, 13. Oktober. Nachmittag.

»Danke, dass du mir das erzählt hast.«

DI Hutchens meinte das nicht sarkastisch, er wirkte ungewöhnlich ruhig. Dabei hatte Cato eine Explosion erwartet. Sie saßen im engen Schuppen der Seenotrettung, nicht in der luxuriösen Gemeindehalle. Cato Kwong hatte den Anschiss möglichst ohne Zeugen über sich ergehen lassen wollen.

Er hatte die Ermittlungen im Fall Flipper in die Hand genommen, weil Hutchens anscheinend nicht daran interessiert gewesen war, doch hatte Hutchens ihn nicht dazu bevollmächtigt. Er hatte einen einheimischen Geschäftsmann, eine Stütze der Gesellschaft, vor den Kopf gestoßen. Er hatte die Wohnwagen von Polizeikräften durchsuchen lassen, ohne dass sein Chef das offiziell abgesegnet hatte. Er hatte Greg Fisher angewiesen, alle Asservatenbeutel von Paddy’s Field mitzunehmen und sie bei Hutchens’ Forensikern abzuliefern. Das Team wartete jetzt auf die Genehmigung vom Chef, sonst würden sie die Sachen nicht mit der Kneifzange anfassen. Weiterhin hatte Cato einen Mann in Gewahrsam genommen, dem eine Anklage wegen Mord bevorstand. Und zu guter Letzt hatte er einen Dolmetscher aus Perth angefordert, was sicher eine Menge Kosten verursachen würde, und auch das ohne Genehmigung. Das alles hörte Hutchens jetzt zum ersten Mal. Außerdem hieß es inzwischen, im Fall Buckley seien Probleme aufgetaucht. Und aus all diesen Gründen rechnete Cato mit einem Donnerwetter.

Tess Maguire war zu einem Vorfall in der Grundschule gerufen worden. Sie wirkte bedrückt, doch Cato hatte auch ein halbirres Funkeln in ihren Augen gesehen. Aber er hatte selbst zu viel am Hals, um weiter darüber nachzudenken. Jetzt meinte er, trotz Hutchens’ ungewöhnlicher Ruhe auch in seinen Augen ein verrücktes Schimmern wahrzunehmen. Vielleicht war da etwas im Busch. Vielleicht sollte er mal in den Spiegel sehen – falls in seinen Augen dann auch dieser irre Schimmer lag, würde ihn das nicht wundern.

Hinter der geschlossenen Tür des Seenotrettungsschuppens hatte Cato alles auf den Tisch gepackt: den treibenden Kopf in der Höhle, die Verbindung zu den Chinesen, SaS Personnel, auch bekannt unter dem Namen Keith Stevenson, mit der Oma als Direktorin. Dann waren da Guan Yu, der sich als Mörder gemeldet hatte, Hai Chen, die Caravans und die Tatsache, dass die Forensiker bestätigen mussten, dass es sich bei Flipper tatsächlich um Chen handelte. Während Cato berichtete, nickte Hutchens und kritzelte hier und da Notizen. Er hörte zu, statt aufzubrausen.

Nun griff er zu seinem Handy und gab den Forensikern den Auftrag, an dieser neuen Aufgabe zu arbeiten, solange im Fall Buckley alles still blieb.

»Der Übersetzer – wann soll er kommen?«

»Er ist eine Sie. Mit dem Nachmittagsflug.«

Der Airport von Ravensthorpe bestand nur aus einer Start- und Landebahn, einem Schuppen und einem Stück Land. Die Flüge waren alle Charterflüge der Western Minerals und boten nur begrenzt Plätze für Außenstehende – normalerweise nur dann, wenn Kapazitäten frei waren. In den letzten paar Tagen aber hatten Polizisten, Journalisten, Anwälte und jetzt auch noch eine Dolmetscherin die Truppe in Blau und Neonorange zahlenmäßig übertroffen. Wenn das so weiterging, würde die WMG bald Sonderflüge einsetzen müssen, nur um ihr eigenes Personal zur Mine und zurück transportieren zu können. Hutchens ließ Cato wissen, dass er bereits

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